In Deutschland konzentriert sich die Diskussion um Geschlechtergerechtigkeit im Steuerrecht fast ausschließlich auf das Ehegattensplitting und damit verbundene Erwerbswirkungen. In vielen anderen Ländern geht die gleichstellungspolitische Kritik am Steuerrecht demgegenüber schon seit langem über die Besteuerung von Ehe und Familie hinaus.
Die interdisziplinäre Tagung hat das Ziel, die deutsche Perspektive zu erweitern und Wechselwirkungen von Geschlechterverhältnissen und Besteuerung über Ehegattensplitting und Individualbesteuerung hinaus zu diskutieren. Aus einem ökonomischen Blickwinkel sollen zunächst geschlechtsbezogene Verteilungs- und Anreizwirkungen der Besteuerung beleuchtet werden: finanzielle Belastungen und Entlastungen, die Inanspruchnahme von Steuervergünstigungen, Folgen des Steuertarifs oder Auswirkungen auf das Arbeitsangebot. Daran anknüpfend wird aus einer juristischen Perspektive diskutiert, welche rechtlichen Anforderungen an eine gleichstellungsorientierte Besteuerung zu stellen sind. Einsichten und Erfahrungen aus der Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft sollen zudem Potentiale und Hindernisse sowie notwendige erste Schritte auf dem Weg zu einer geschlechtergerechteren Besteuerung aufzeigen.
Eingeladen sind Referent_innen aus Deutschland und Österreich: Stefan Bach (DIW Berlin), Prof. Dr. Miriam Beblo (HWR Berlin), Dr. Arnd Einhaus (Bundesfinanzministerium, Wien), Prof. Dr. Gisela Färber (DHV Speyer), Dr. Elfriede Fritz (Bundesfinanzministerium, Wien), Dr. Elisabeth Klatzer (Wirtschaftsuniversität Wien/ Watchgroup Gender und öffentliche Finanzen), Dr. Edeltraud Lachmayer (Bundesfinanzministerium Wien); Prof. Dr. Lerke Osterloh (Universität Frankfurt/M.), Prof. Dr. Ute Sacksofsky (Universität Frankfurt/M.), Dr. Margit Schratzenstaller (WIFO Wien), Dr. Ulrike Spangenberg (Institut für gleichstellungsorientierte Prozesse und Strategien – GPS, Berlin), Prof. Dr. Ulrich Mückenberger (Universität Bremen), Maria Wersig (Universität Hildesheim), Dr. Katharina Wrohlich (DIW Berlin).
Die Tagung richtet sich an Wissenschaftler_innen verschiedener Disziplinen sowie Praktiker_innen aus Politik und Verwaltung, die sich mit Fragen einer gleichstellungsorientierten Besteuerung befassen.